Eine kurze Geschichte des Aromas

Seit Menschen Lebensmittel verarbeiten nutzen sie Kräuter und Gewürze zur Aromatisierung und Konservierung ihrer Speisen. Wurden dabei zunächst nur frische oder getrocknete Pflanzenteile verwendet, entwickelte man bald Techniken, um einzelne Inhaltsstoffe aus ihnen zu isolieren. Im Zuge der Industrialisierung und Verstädterung im 19. Jahrhundert kamen dann weitere Herstellungsverfahren und Ausgangsmaterialien hinzu und eine neue Industrie, die Aromenindustrie, wurde geboren.  

Stellen Sie sich vor, Sie haben Feierabend. Nach einem langen Tag auf Arbeit wollen Sie nur noch nach Hause und den Abend bei einem guten Glas Wein und einem leckeren Teller Risotto ausklingen lassen. Ihnen fehlen jedoch die Muße und die Geduld sich für die Zubereitung des Essens selbst an den Herd zu stellen. Zudem ist gerade keine Pilzsaison und Sie lieben doch insbesondere Risotto mit frischen Pfifferlingen. Was also tun?

Sie greifen auf das fertige Pilz-Risotto zurück, das Sie sich, genau für solche Fälle, vorsorglich beim letzten Einkauf mitgenommen haben. Damit erfüllt sich Ihr Wunsch nach einem gemütlichen Abend unkompliziert – ein Verdienst der modernen Lebensmittel- und Aromenindustrie, durch die heute fast alles jederzeit und überall das ganze Jahr verfügbar ist.

Die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion

Die Grundlagen hierfür wurden bereits mit der Industrialisierung und Verstädterung im 19. Jahrhundert gelegt, als sich die Lebensbedingungen und damit auch die Ernährungsweise und der Lebensmittelbedarf der Menschen nachhaltig änderten. Das Lebensmittelhandwerk wuchs, und die Fertigung von Lebensmitteln in industriellem Maßstab gewann an Bedeutung. Es entstanden völlig neue Produktionszweige. Konserven für Obst und Gemüse wurden entwickelt. Erzeugnisse, die man heute als „Convenience“ bezeichnet, haben in dieser Zeit ihren Ursprung.

Durch die moderne Aromenindustrie wurde der Speiseplan der Menschen zudem immer vielfältiger und abwechslungsreicher und sie sorgte dafür, dass schmackhafte Lebens- und Genussmittel nicht mehr nur denen vorbehalten waren, die es sich leisten konnten. Wohlschmeckende, industriell oder handwerklich gefertigte Produkte waren nun jedermann zugänglich. 

Am Anfang waren die Gewürze

Genuss und Geschmack spielen jedoch nicht erst seit jener Zeit eine wichtige Rolle. Seit Menschen Lebensmittel verarbeiten, nutzen sie Gewürze und Techniken zur Aromatisierung ihrer Speisen. Zunächst wurden Rauch, Kräuter und Gewürze zur Verfeinerung und Konservierung verwendet. Dabei nutzte man anfänglich nur die Pflanzen und Pflanzenteile (frisch oder getrocknet). Bald entwickelte man aber auch Techniken, um einzelne Inhaltsstoffe aus den Rohstoffen zu isolieren.

So entstand bereits im 4. Jahrhundert nach Christus die Destillierkunst, die noch heute in der Lebensmittelindustrie genutzt wird, um aromatische Auszüge aus Gewürzpflanzen und Kräutern herzustellen. Es waren vor allem die Apotheker, die sich aufgrund ihres Fachwissens in früheren Zeiten mit der Gewinnung solcher Auszüge befassten. Letztere wurden daher zunächst vor allem für medizinische Zwecke eingesetzt. Später gewannen die Extrakte und ätherischen Öle aber auch als Geschmacksstoffe an Bedeutung.

Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt

Die stets wachsende Nachfrage nach aromatisierenden Zutaten konnte angesichts knapper Rohstoffe und hoher Kosten jedoch bald nicht mehr ausschließlich durch natürliche Extrakte und ätherische Öle gedeckt werden. Es mussten neue Quellen für Aromastoffe gefunden und moderne Methoden zu ihrer Gewinnung entwickelt werden.

1874 gelang es dem deutschen Chemiker Dr. Wilhelm Haarmann, den Aromastoff Vanillin durch Synthese aus dem Coniferin zu gewinnen. Letzteres kommt im Rindensaft von Nadelhölzern (Coniferen) vor. Die Synthese weiterer Aromastoffe nahm danach eine rasante Entwicklung. So entstand letztlich eine neue Industrie, die Aromenindustrie, die heute gleichermaßen natürliche und synthetisierte Geschmacksstoffe zur Verfügung stellt.

Vielfalt – selbstverständlich!

Heute, wo immer weniger Menschen Zeit haben ihre Mahlzeiten vollständig selbst zuzubereiten und stattdessen auf gewerblich hergestellte Lebensmittel zurückgreifen, sorgen Aromen für ein riesiges und an die vielfältigen Ansprüche der Verbraucher angepasstes Lebensmittelangebot. Ob Vanilleeis, Schoko-Knuspermüsli oder Kirschjoghurt, alles ist und soll jederzeit und überall das ganze Jahr verfügbar sein. Durch das inzwischen größere Bewusstsein für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise steigt zudem die Nachfrage nach entsprechenden Produkten.

Aromen spielen dabei in vielen Fällen eine besondere Rolle. Eine Vielzahl unserer tagtäglich konsumierten und von uns geliebten Produkte gäbe es ohne sie nicht. Darüber hinaus sorgen sie für gleichbleibende geschmackliche Qualität und Vielfalt und unterstützen die Entwicklung nachhaltigerer und gesünderer Produktalternativen und -innovationen.

Sie wollen wissen, wo Aromen überall eingesetzt werden? Lesen Sie hier.

letzte Aktualisierung: März 2020